Das Positive vorweg: Die drei Taucheruhren der 55th Anniversary-Edition von Seiko sind ganz wunderbare, historisch bedeutende Zeitmesser, an denen die Käufer eine Menge Freude haben sollten. Technische Neuerungen wie das erstmals verwendete, hauseigene Ever-Brilliant Steel oder die eingebauten 8L55 und 8L35 Kaliber werten die Uhren noch zusätzlich auf. Ginge es nur um die nackten Eigenschaften der drei Klassiker-Neuauflagen, so gebe es nicht viel zu meckern. Kritisch sind eher die ambitionierten Preise und die Tatsache, dass Seiko hier wieder mal die Chance verpasst hat, drei absolute Knaller rauszuhauen.
Der ein oder andere mag vielleicht mit dieser Veröffentlichung ein Déjà-vu-Erlebnis gehabt haben. Bereits 2017 hatte man mit der SLA017J1 eine Neuauflage der 62MAS herausgebracht. Auch damals gab es an der Uhr an sich nichts zu kritisieren. Sie war eine würdige Neuauflage des legendären Divers – genau wie es jetzt die SLA037J1 auch ist. Allerdings hatte sie zwei Probleme: Sie war mit 4.000 € zu teuer und zusätzlich noch auf 2.000 Exemplare limitiert. Mit der jetzt herausgebrachten SLA037J1 ging man noch weiter mit einem Preis von 6.500 € und einer noch strengeren Limitierung auf 1.100 Exemplare. Natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob die Uhr die 6.500 € wert sind. Das verwendete Kaliber 8L55 ist sicher ein erstklassiges Werk. Allerdings wird hier ohne Regulierung von Seiko lediglich eine Ganggenauigkeit von -10 bis +15 Sekunden pro Tag garantiert – ein für 6.500 € völlig inakzeptabler Wert. Bei den anderen Modellen liegen dieselben Probleme mehr oder weniger vor: zu teuer und unnötigerweise limitiert.
Gerade mit einer dauerhaften Version der 62MAS hätte man einen Flagship Diver im Seiko-Angebot installieren können – analog zu Submariner, Seamaster und Co. Mit einem regulierten Werk und einem Preis von rund 3.000 € hätte man eine ernst zu nehmende Alternative zu den Schweizer Schwergewichten im Sortiment. Es scheint, dass dieser Re-Release auch wieder unter starkem Einfluss der neuen Marktausrichtung Seikos stand. Da man das Image des günstigen Uhrenherstellers zugunsten einer höheren Marktposition loswerden will, sind höhere Preise und limitierte Sondereditionen wohl das Mittel der Wahl. Bereits vergraulte Fans der Marke holt man damit allerdings nicht zurück. Und zu einer höheren Positionierung gehören nicht nur entsprechende Preise, sondern auch eine höhere Qualität. Für unter 6.500 € bekommt man aber z.B. bei Omega schon eine Uhr mit Master Chronometer-Zertifizierung, die dem Käufer eine maximale Abweichung von 0/+5 Sekunden pro Tag garantiert. Ähnliches sollte bei Seiko für diese Preiskategorie auch drin sein. Dass man dazu in der Lage ist, steht außer Frage.
Ironischerweise zeigt Seiko mit diesem Release auch gleichzeitig, dass man es besser kann: Mit der erschwinglicheren Neuauflage der 62mas – der SPB149J1. Mit einem UVP von 1.350 €, einem 6r35 Werk und einer großzügigeren Limitierung auf immerhin 5.500 Exemplare macht Seiko es hier deutlich besser. Es gibt also noch Hoffnung.
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