Der ultimative Uhren-Guide für Neueinsteiger

By Montredo in Watch 101
Mai 10, 2019
Der ultimative Uhren-Guide für Neueinsteiger

UHREN 101

Wer sich das erste Mal mit dem Thema Uhren beschäftigt, betritt eine Welt voller Namen und begrifflicher Bedeutungszusammenhänge. Und überhaupt tun sich zu Beginn so einige Fragezeichen auf: Wie funktioniert eine mechanische Uhr, welche Unterschiede gibt es und warum sind hochwertige Uhren eigentlich so teuer? Vor allem aber gibt es viele verschiedene Stilarten, Marken und Modelle, welche die Suche nach der perfekten Uhr zur Odyssee werden lassen. Dieser kleine Uhren-Guide soll dir einen kleinen Überblick verschaffen und dich mit der faszinierenden Welt der Uhren vertrauter machen.


Quarz oder mechanisch? Die Funktionsweise einer Uhr

Generell kann zwischen mechanischen und batteriebetriebenen, sogenannten Quarzuhren, unterschieden werden. Während sich Quarzuhren durch ihre Praktikabilität und Präzision bei gleichzeitig günstigem Preis auszeichnen, sind mechanische Uhren die Wahl des Puristen. Auch wenn ihre tägliche Gangabweichung im Sekundenbereich liegt und damit einem Vielfachen der Quarzuhr entspricht, sind mechanische Uhren deutlich teurer in der Herstellung. Ihre Energie speist sich aus der Spannung einer Aufzugsfeder, womit sie ganz ohne Elektromagnetismus auskommt. Zentrale Komponente einer mechanischen Uhr ist die Hemmung. Ihren Namen hat sie dem Umstand zu verdanken, dass sie ein mechanisches Hemmnis darstellt und so verhindert, dass die Energie wie bei aufziehbaren Spielzeugautos im Matchbox-Format auf einmal entladen wird. Stattdessen wird sie mithilfe eines fortlaufend einhakenden und sich wieder lösenden Ankers gleichmäßig in Richtung Zeigerspiel abgeführt. Mechanische Uhren werden unterschieden in Uhren, die mithilfe der Krone von Hand aufgezogen werden (Handaufzug) und solche, die sich aufgrund der täglichen natürlichen Bewegung am Handgelenk mithilfe eines Rotors von selbst aufziehen (Automatik). 

Der teure Preis einer Luxusuhr ergibt sich natürlich nicht nur aus der mechanischen Gangart. Noch mehr als in den meisten anderen Branchen fließen auch hier das Renommée einer Marke sowie deren Geschichte und Exklusivität mit ein. Vor allem aber schlagen im Kaufpreis die Entwicklungskosten für ein bestimmtes Uhrenmodell und das Know-how des Herstellers zu Buche. Unterschieden wird in diesem Zusammenhang zwischen sogenannten Manufakturen, die einen Teil oder sämtliche Uhrwerke selbst herstellen und jenen Uhrenmarken, die Rohwerke eines Zulieferers (meist ETA) einschalen und in manchen Fällen modifizieren und/oder verschönern. Auch wenn diese Unterscheidung manchmal die Realität vereinfacht, ist sie ein erster Indikator für die Unabhängigkeit im Fertigungsprozess und das Know-how einer Uhrenmarke. 


Zusatzfunktionen: Wenn Komplikationen erwünscht sind

Hinsichtlich des Know-hows unterscheidet man außerdem nach der Fülle an mechanischen Disziplinen, die ein Uhrenhersteller bewältigt. Während der Begriff Komplikation im Alltag meist negativ konnotiert ist, beschreibt er in der Uhren-Sprache eine mechanische Zusatzfunktion neben der Zeitanzeige. Am bekanntesten ist die Funktion des Chronographen. Dabei handelt es sich um eine Stoppuhr, deren Stoppzeit über zwei oder drei kleine Hilfszifferblätter angezeigt und mit meist zwei Drückern ausgelöst und angehalten wird. Beim hier abgebildeten Modell handelt es sich um eine TAG Heuer Monaco, einem echten Chronographen-Klassiker. Eine Besonderheit sind hier die beiden linksseitigen Chronographen-Drücker, die bei den meisten Modellen rechts, also auf der Seite der Krone, angeordnet sind.

Häufig wird der Begriff Chronograph mit Chronometer verwechselt. Letzterer bezeichnet Uhren, die von einer anerkannten Prüfstelle hinsichtlich ihrer Ganggenauigkeit getestet und zertifiziert wurde. Nachstehend ist eine Omega De Ville abgebildet, die von der Schweizer Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres, kurz COSC, ein Zertifikat erhalten hat und somit offiziell als Chronometer bezeichnet werden darf. Hier erfährst du mehr über die Unterscheidung von Chronograph vs. Chronometer. 

Eine andere bekannte Komplikation ist die Datumsfunktion. Diese ist besonders vielfältig und reicht von einer einfachen Datumsanzeige bis zum ewigen Kalender, der ohne manuelle Justage und unter Berücksichtigung der Schaltjahre bis ins Jahr 2100 (oder sogar noch länger) immer das richtige Datum anzeigt. Auch existieren Uhren mit Datum plus Wochentagsanzeige sowie Uhren, die darüber hinaus auch den aktuellen Monat und in manchen Fällen auch das Jahr anzeigen (Vollkalender oder Triple Date). Von all den hier genannten Kalendern ist jedoch nur der ewige Kalender (bzw. in abgeschmälter Form auch der Jahreskalender und der 4-Jahreskalender) im Stande, die unterschiedlichen Monatslängen von 28, 29, 30 und 31 Tagen zu kennen.


Der Katalog an unterschiedlichen Funktionen, die die Welt der Uhren bereithält, ist natürlich nicht nur auf die Datumsfunktion und den Chronographen beschränkt. Es existieren Uhren, die mit Schlagwerken in einer bestimmten Abfolge von unterschiedlichen Tönen die Uhrzeit angeben (Minutenrepetition) oder Modelle mit Alarmfunktion, wie die hier abgebildete Vulcain 50s President’s Watch mit dem berühmten Cricket-Kaliber.

Viele Uhren, sogenannte Grandes Complications, kombinieren mehrere mitunter komplizierte mechanische Zusatzfunktionen. Die prestigeträchtigste Komplikation ist das Tourbillon. Streng genommen keine Funktion im eigentlichen Sinne, handelt es sich hier um einen kleinen rotierenden Käfig, der aufgrund seiner stetigen Bewegung lageabhängige Reibungsunterschiede im Inneren der Uhr außer Kraft setzt. Anders als bei anderen Uhren spielt es bei Modellen mit Tourbillon deshalb keine Rolle, ob die Uhr in horizontaler oder vertikaler Lage läuft. Da Armbanduhren in der Praxis am Handgelenk ohnehin regelmäßigen Bewegungen ausgesetzt sind und nicht in ein und derselben Position verweilen, ist der praktische Nutzen des Tourbillons umstritten. Dem besonderen Appeal eines Tourbillons und der handwerklichen Herausforderung, die von ihm ausgeht, tut dies jedoch keinen Abbruch und das Tourbillon ist und bleibt für viele die Königsdisziplin aller mechanischen Komplikationen.

Eine Liste an Uhren-Komplikationen kann niemals den Anspruch erheben, abschließend zu sein. Ständig werden neue mechanische Lösungen und Spielereien entwickelt. Auch wenn die Grundfunktion seit mehreren Jahrhunderten quasi unverändert geblieben ist, unterliegt die Uhrenindustrie einem stetigen technologischen Wandel. Was den Kaufpreis von Uhren angeht, lässt sich zusammenfassend festhalten, dass ein Modell umso teurer ist, je aufwändiger die Herstellung ist und je imageträchtiger, unabhängiger und exklusiver die Marke ist. Natürlich gründet das Image einer Marke nicht ausschließlich auf ihrer Geschichte und Tradition. Manche Marken schaffen es, mithilfe von groß angelegten Werbekampagnen ein bestimmtes Image zu kreieren, für das der Kunde ebenso bereit ist, einen höheren Preis zu zahlen.


Pilot oder Taucheruhr? Jeder hat seinen eigenen Style

Und das war’s auch schon mit unserem kleinen Exkurs in Sachen Uhrenmechanik. Natürlich erfüllen Uhren einen wichtigen funktionalen Zweck im Alltag und würdigen eine seit Jahrhunderten fast unveränderte Technik, Funktionsweise und Fertigungstradition. Aus unserer Sicht sind Uhren aber vor allem auch ein Mode-Accessoire, das zuallererst Spaß machen soll. Viel entscheidender als Daten zu Gangreserve und Genauigkeit sind subjektive Kriterien: Wie gefällt mir eine Uhr und wie fühlt sie sich am Handgelenk an? Inwieweit repräsentiert sie meine Persönlichkeit und meinen Stil? Armbanduhren treten in den unterschiedlichsten Designs in Erscheinung. Die Palette reicht von sportlicheren Zeitmessern wie Taucher- oder Pilotenuhren bis hin zu eleganteren Modellen, die auch als Dresswatches oder Anzugsuhren bezeichnet werden. 

Generell sind sportlich ausgerichtete Uhren etwas größer und auffälliger. Ihre Robustheit spiegelt sich auch in ihrem Design wider. Viele sportliche Uhren verfügen über eine Chronographen-Funktion, über eine drehbare Lünette und eine oder mehrere Zahlenskalen auf der Lünette oder dem Zifferblattrand. Sie erfüllen alle eine bestimmte Funktion, wie die Einstellung der korrekten Tauchzeit, der Ermittlung von Durchschnittsgeschwindigkeiten über eine bestimmte Distanz oder die Erfüllung verschiedenster Rechenaufgaben. Auch wenn die meisten Features sportlicher Uhren aufgrund des technischen Fortschritts und der voranschreitenden Digitalisierung im Alltag heute weniger genutzt werden, haben sie sich längst als Designmerkmale verselbstständigt. Auch spielt hier eine gehörige Portion Nostalgie mit, die an die goldene Zeit der sogenannten Toolwatches der 1950er und 1960er Jahre erinnert, die auch tatsächlich für den Zweck genutzt wurden, für den sie geschaffen worden waren.

Bei der nachstehend abgebildeten Uhr handelt es sich um die Omega Seamaster 300M. Im Sprachgebrauch wird sie gerne als Seamaster Diver bezeichnet, da sie die echte Taucheruhrenfraktion innerhalb der Seamaster-Reihe repräsentiert. Neben einer Wasserdichtigkeit von bis zu 300 Metern verfügt die Uhr über eine einseitig drehbare Lünette, über die die Tauchzeit eingestellt wird, sowie Leuchtzeiger und -indizes und ein Heliumauslassventil. 

Neben dem funktionalen Aspekt des Chronographen, bildet er aufgrund seiner unverkennbaren Optik zugleich eine eigene Uhrenstilart. Chronographen sind häufig sportlich im Design, wobei viele Modelle thematisch dem Rennsport gewidmet sind. Die Rolex Daytona, die TAG Heuer Carrera sowie die Omega Speedmaster Racing sind hierfür Beispiele. Gleichzeitig werden auch zahlreiche elegantere Chronographen angeboten, die damit eine Brücke zwischen Dresswatch und sportlichem Design schlagen.

Auch Fliegeruhren verfügen häufig über eine Chronographenfunktion. Bekanntes Beispiel hierfür ist der Fliegerchronographen-Klassiker Breitling Navitimer. Andere Pilotenuhren erinnern in ihrem Design eher an einen offiziellen Ausrüstungsgegenstand von Militärs, was sie in vielen Fällen auch sind bzw. in der Vergangenheit waren. An dieser Stelle ist etwa die hier gezeigte IWC Pilot Mark XVIII zu nennen. 

Im Vergleich zu sportlichen Uhren sind Dresswatches meist kleiner und stilistisch deutlich zurückhaltender. Während Sportuhren meist (aber nicht ausschließlich) aus Stahl bestehen, wird bei eleganten Uhren neben Stahl auch häufig auf Gold zurückgegriffen. 

Egal ob Dresswatch oder sportlicher Chronograph, Vorsicht ist bei der Interpretation der angegebenen Wasserdichtigkeit von Uhren geboten. In unserem Beitrag Wasserdichtigkeit bei Uhren richtig deuten zeigen wir euch, was eine Angabe von 20, 50 oder 100 Metern im Alltag bedeutet.


Eine Welt voller Marken und ihren Ikonen

Geht es um hochwertige Uhren, steht Rolex meist am Anfang einer Entdeckungsreise unterschiedlicher Marken, die für sich jeweils eine eigene Welt sind. Das Firmenerbe wird behutsam in die Gegenwart transportiert und wird von den markeneigenen Ikonen getragen. Modelle wie die Rolex Submariner, die Omega Speedmaster oder die Jaeger-LeCoultre Reversoexistieren seit vielen Jahrzehnten – Flaggschiffe, wie sie jeder Uhrenhersteller in seinen eigenen Reihen vertreten weiß. 

Das Epizentrum der Uhrmacherei liegt in der Schweiz, genau genommen in den Gebirgsverläufen des Jura bis zu seinen südlichsten Ausläufern, die bis vor die Tore der Handelsstadt Genf reichen. Gleichzeitig existiert eine beachtliche Anzahl von interessanten Uhrenherstellern aus Frankreich, Deutschland, Italien, Japan und vielen anderen. Falls du mehr über die renommiertesten Uhrenmarken erfahren und ihre bekanntesten Uhrenmodelle kennenlernen möchtest, dann möchten wir dir die Beiträge Top 10 Schweizer UhrenmarkenTop 10 deutsche Uhrenhersteller und Die 20 beliebtesten Luxusuhrenmodelle der Welt ans Herz legen.


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