Die Top 10 der Senkrechtstarter in der Welt der Luxusuhren

By Montredo in Lifestyle
August 23, 2015
Die Top 10 der Senkrechtstarter in der Welt der Luxusuhren

AUF DEM WEG ZUM MYTHOS

Fallen die Namen Patek Philippe oder A. Lange & Söhne, schnalzen nicht nur Kenner der Materie mit der Zunge. Die Namen sprechen Bände. Wie aber steht es bei Uhrenmarken, die kein jahrhundertealtes Standing haben, aber dennoch mit zum Aufregendsten gehören, was die Luxusuhrenwelt zu bieten hat? Welche jungen Hersteller konnten in den letzten Jahren zu den Arrivierten aufschließen, mit spektakulären Neuerungen aufwarten oder mit einem ausgefallenen Konzept punkten? 

Im Folgenden wollen wir zehn der aus unserer Sicht interessantesten Senkrechtstarter der Branche vorstellen. Einige davon sind längst kein Geheimtipp mehr, andere wiederum sind der breiteren Masse an Uhrenliebhabern bisher weitgehend unbekannt. Selbstredend ist es bei der Mannigfaltigkeit an aufstrebenden Jungmarken ein Ding der Unmöglichkeit, jeder Vorliebe und Neigung gerecht zu werden oder gar den Versuch zu wagen, objektiv eine Top-10-Liste zu präsentieren. Lange Rede, kurzer Sinn: Hier nun also eine leidlich unvollständige Sammlung jüngerer Uhrenmarken, die es aus unserer Sicht wert sind, näher betrachtet zu werden.


Greubel Forsey


Das Streben nach Präzision ist für die Uhrmachergilde so etwas wie die Suche nach dem Heiligen Gral. Nur, dass der Heilige Gral noch nicht gefunden wurde. Der Uhrmacherei jedoch gelang es mit der Erfindung des Tourbillons immerhin schon mal den Einfluss der Schwerkraft auf die Ganggenauigkeit aufzulösen. Und wie könnte man eine Uhr schöner und prestigeträchtiger mit einer Komplikation schmücken, als mit dem Einbau eines Tourbillons? 

Greubel Forsey hat die Antwort und installiert in einer ihrer Uhren gleich bis zu vier filigrane Rotationskäfige. Mit seiner Intention nach Perfektion hat sich der Luxusuhrenhersteller innerhalb kürzester Zeit in die absolute Oberklasse der Haute Horlogerie bugsiert. Man ist sogar so erfolgreich, dass man – keine zehn Jahre nach Gründung des Unternehmens – schon in einen imposanten Neubau investieren und die unternehmerischen Kapazitäten somit bedeutend erhöhen konnte.


Jaermann und Stübi

inen ganz speziellen Schwung haben Jaermann & Stübi in die Uhrenbranche gebracht: Da werden schon mal die Eisen der Golfsportlegende Seve Ballesteros eingeschmolzen und das gewonnene Material in Uhren recycelt. Auch werden dem vergnügten Golfspieler neben der Uhrzeit zusätzlich die Gesamtzahl der Schläge oder die noch zu spielenden Löcher angezeigt. 

Als besonders hilfreich herausgestellt haben sich die Platzierung der Krone auf Höhe der Vier sowie der Shock-Absorber, der die Mechanik im Inneren der Uhr vor allzu heftigen Schlägen und Stößen schützt. Damit macht sich eine Jaermann & Stübi nicht nur beim Abschlagen, Chippen und Pitchen aufs Grün wunderbar. Sie ist auch überaus interessant für Liebhaber anderer Sportarten und für alle, die ihre Uhr gerne mal unfreiwilligen Belastungstests unterziehen und dabei dennoch nicht auf einen anmutigen mechanischen Zeitmesser verzichten wollen.


Antoine Martin

Nachdem er sein erstes Unternehmen schweren Herzens im Firmengeflecht von Franck Muller Watchland zurücklassen musste, hat sich der deutsche Uhrmacher Martin Braun mit dem jüngsten Mitglied unserer Top 10 einen Lebenstraum verwirklicht: In der von ihm im Jahr 2009 gegründeten Manufaktur Antoine Martin wird ein absolut autark hergestelltes Uhrwerk mit einer vom Gründer eigens weiterentwickelten Schweizer Ankerhemmung fabriziert. Auch sonst glänzt der erfindungsreiche Tausendsassa mit einer Innovation nach der anderen. 

Mit der Lancierung des Modells Slow Runner spurtet Antoine Martin ins Scheinwerferlicht der Haute Horlogerie. Hierbei wird die Schwungfrequenz entgegen des Trends auf 7.200 Halbschwingungen pro Stunde (1 Hz) reduziert, was durch das enorme Trägheitsmoment einer Unruh mit 24 mm Durchmesser ausgeglichen wird. Eine Unruh, deren erstaunliche Masse sich kaum von äußeren Einflüssen beeindrucken lässt und die mit ihrem gemütlichen Gang beeindruckt.


Nomos Glashütte

Schon das Führen einer Sonnenuhr im Sortiment lässt erahnen, dass man im Hause Nomos mit Konventionen nicht so viel am Hut hat. Frisch angekommen in der Elite der Uhrenmanufakturen, fährt das im ehemaligen Glashütter Bahnhofsgebäude beheimatete Unternehmen ansonsten einen Stil, der von ausgesuchter Sachlichkeit und Nüchternheit geprägt ist. Neben einer möglichst umweltneutralen Herstellung zeichnet sich die in der deutschen Uhrenhauptstadt ansässige Manufaktur durch einen Verzicht auf Werbung und PR aus, um Kosten zu Sparen und die Preise möglichst niedrig zu halten. 

Bekannt wurde Nomos durch das Modell Tangente und seinen größeren Bruder Tangomat. Nicht nur bei diesen beiden Reihen gilt der Leitgedanke, dass das preisgekrönte Design mit seinem erlesenen Understatement weder vom hochfiligranen Inneren der Uhr, noch von deren Träger allzu sehr ablenken und dennoch Blickfang bleiben sollte.


Jacques Etoile

Mit dem Esprit eines Archäologen macht sich Klaus Jakob regelmäßig auf, um im alten Helvetien nach ausgedienten Kalibern zu stöbern. Sind diese Schätze gehoben, werden sie im heimischen Lörrach mit viel Begeisterung und Elan neu aufbereitet und eingeschalt. Auch der über 80-jährige Vater Jakob hilft dann dabei mit, aus den gefundenen Artefakten ganz besondere Zeitmesser herzustellen. Und so entstehen bei Jacques Etoile unentwegt Prachtstücke, die den nostalgischen Charme altehrwürdiger Klassiker versprühen und von großer Leidenschaft für die hohe Kunst der Uhrmacherei zeugen. Mittlerweile ist Jacques Etoile längst über den Status eines Geheimtipps hinausgewachsen und fasziniert Uhrenfans bis in den fernen Osten.


MeisterSinger

Nichts weniger als das Entschleunigen der Zeit hat sich MeisterSinger auf die Fahnen geschrieben. Getreu diesem Motto befreit der Hersteller seine Uhren mit dem preisgekrönten Barometer-Look von müßigen Nebensächlichkeiten und führt diese dadurch zurück zu den Ursprüngen der Zeitmessung. Gerade die Einzeigeruhren von MeisterSinger betonen dieses Unterfangen, indem die in Fünf-Minuten-Schritten gegliederte Skala ein ganz präzises Ablesen der Uhrzeit unmöglich macht. 

Auf zwei Minuten mehr oder weniger, kommt es einer MeisterSinger-Uhr eben nicht an. So hilft das Zeitmessgerät mit der zwanglosen Zeitangabe dem Druck des durchgetakteten Gehetzt-Seins zu entkommen und sich den Unterschied zwischen Zeit, die es auszufüllen gilt und Zeit, die einen ausfüllt, zu verdeutlichen.


Paul Picot

Im deutschsprachigen Raum ist Paul Picot bei weitem noch nicht so bekannt wie etwa in anderen europäischen Ländern. Eigentlich gibt es den Hersteller schon seit dem Jahr 1971, doch zwischenzeitlich war es um Paul Picot etwas ruhiger geworden. Der Methusalem unter unseren aufstrebenden Uhrenmarken setzt auf die gute alte Handwerkskunst der traditionellen Uhrmacherei, lässt dabei allerdings niemals den neuesten Stand der Technik aus den Augen. Somit wird Paul Picot auf angenehme Art und Weise von historisch Bewährtem und technisch Innovativem inspiriert. Auch die Wertschätzung von versierten Komplikationen kombiniert mit einer übersichtlichen und einfach gehaltenen Bedienung sprechen für den Hersteller.


MB&F

Eigensinnig und offen für allerlei polymorphe technische Spielereien hält sich Maximilian Büsser nicht lange mit altehrwürdigen Traditionen auf. Egal ob eine Glaskuppel das Zifferblatt schützt, eine Scheibenuhr mit lüftbarem Verdeck versehen ist oder gleich zwei Uhrwerke in einem Gehäuse verbaut werden: Nichts, das bei MB&F undenkbar wäre. Um die kreativen Synergien einer möglichst vielschichtig zusammengesetzten Gruppe zu nützen, lädt Büsser regelmäßig Freunde und Bekannte zu sich ein. 

Die Ergebnisse sind eindrucksvoll: Da kann die ein oder andere Uhr einen schon mal mit Froschaugen anstarren oder aber die Gehäuseform eines binokularen Mikroskops aufweisen. Zunächst noch mit vorsichtiger Skepsis wahrgenommen, gilt MB&F mittlerweile neben Richard Mille, Greubel Forsey oder HD3 Complication als einer der jungen Wilden einer avantgardistischen Generation von Uhrmachern, die an überholten Traditionen rütteln und mit einer gehörigen Portion Irokesenpathos designtechnische Tabus brechen.


Habring²

Hier haben wir es mit einem ganz besonderen Hersteller zu tun. Erst im Jahre 2004 auf der Landkarte der Luxusuhren erschienen, konnte sich Habring² rasend schnell eine beachtliche Fanbasis aufbauen und ein hohes Ansehen in der Fachwelt erarbeiten. Die hochgestellte Zwei im Namen des österreichischen Unternehmens steht zum einen für die innige Einigkeit von Maria & Richard Habring, zum anderen aber auch für die enge Zusammenarbeit mit den Kunden. 

Diese werden von Anfang an in die Produktion miteinbezogen. Von der Namensgebung bis zum Aussuchen der Komponenten wird nichts umgesetzt, was dem Wunsch des Kunden widersprechen würde. Erst nach Rücksprache und Beratung mit den Auftraggebern wird jedes Unikat in liebevoller Kleinstarbeit kreiert. Auch nachträglich können die Besitzer einer Habring² ihre Uhr nach Belieben auf- und umrüsten lassen.


Neuhaus

In der Ruhe liegt die Kraft. Und so war es ein Moment des Füße Hochlegens, der Entspannung und des Abschaltens, als den Designer Manuel Neuhaus eine Eingebung erfasste, die ihn nicht mehr los ließ: Unter einem Sonnenschirm an einem italienischen Strand liegend, kam ihm die Idee eine Einzeiger-Uhr dadurch ablesbarer zu machen, indem das Tempo des Stundenzeigers verschärft wird. Die Einzeiger-Uhr wurde somit in 6 statt in 12 Stunden unterteilt, was die Abstände zwischen den Indizes größer werden lässt und dadurch die Ablesbarkeit erleichtert. 

Gedacht, getan. Dazu noch das namensgebende Janus-Prinzip, welches mit einer speziellen Leuchtmasse auf einem zusätzlichen Metallring für ideale Sichtverhältnisse bei Dunkelheit sorgt, und fertig war die Janus DoubleSpeed. Ein weiteres Merkmal ist die gummierte Krone, auf deren Kopfseite ein seitenverkehrtes N erscheint. Das bloße Replizieren von Althergebrachtem, war noch nie Ansporn für Manuel Neuhaus‘ Schaffen. Oder wie er fast stellvertretend für eine ganze Generation jüngerer Uhrenhersteller selbst meint: „Bevor wir Allerwelts-Uhren kreieren, machen wir lieber keine.“


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