Durch die Straßen Berlins mit Pierre Biver

By Montredo in Lifestyle
Juli 24, 2019
Durch die Straßen Berlins mit Pierre Biver

Die Geschichte eines jungen Uhrenverrückten

Manche Leidenschaften bleiben bekanntermaßen in der Familie. In der Familie Biver hört diese Leidenschaft, auch wenn Besessenheit das bessere Wort wäre, definitiv auf den Namen „Uhren“. Zum Vermächtnis Jean-Claude Bivers bedarf es sicherlich keiner weiteren Worte und wenn doch, geht’s hier zu unserem gemeinsamen Baselworld-Interview.

2018 trat die Koryphäe von der operativen Leitung der LVMH-Uhrensparte zurück. Die Familien-Uhrengeschichte wird dennoch weitergeschrieben, denn der eigene Nachwuchs scharrt bereits ungeduldig mit den Hufen. 

Pierre Biver Rolex Daytona
Obwohl auf den ersten Blick als solche erkennbar, ist dies keine alltägliche Daytona.

Die Rede ist von Pierre Biver. Mit seinen 19 Jahren ist er bereits Opfer des Uhrenvirus, dem er von Tag 1 ausgesetzt war. Es war also lediglich eine Frage der Zeit. Pierre verfügt trotz seines vergleichsweisen jungen Alters über ein beachtliches Uhrenwissen, das er nicht zuletzt seiner Arbeit bei Phillips zu verdanken hat. Das traditionsreiche englische Auktionshaus war es zum Beispiel, welches zusammen mit Aurel Bacs im Oktober 2017 für unglaubliche 17.8 Millionen USD Paul Newmans Daytona unter den Hammer brachte.

Wir treffen Pierre Biver in Berlin zum Gespräch, in dem er uns einige persönliche Einblicke in sein Leben gewährt. Im Gepäck: Drei Uhren, die einen besonders hohen Stellenwert für ihn haben.

Pierre Biver Rolex Daytona
Die seltene Zenith-Daytona (Ref. 16520) mit “225-Lünette” wurde nur für knapp 6 Monate produziert.

Hallo Pierre, cool, dass du vorbeischaust. Kannst du uns ein bisschen von dir erzählen?

Hi, danke für die Einladung. Ich bin 19 Jahre alt, geboren und aufgewachsen bin ich in der Schweiz. Zurzeit lebe und arbeite ich aber in London, und zwar in der Uhrensparte des Auktionshauses Phillips. Uhren waren schon immer ein fester Bestandteil meines Lebens, obwohl ich sie erst vor kurzem für mich als Leidenschaft entdeckt habe. Ich glaube sie liegen auch einfach in meinen Genen: Mein Vater ist auch sehr leidenschaftlich, wenn es um Uhren geht, und ist selber seit vielen Jahren in der Uhrenbranche tätig. 

Mein Interesse an Uhren begann in der High School. Nach meinem Abschluss absolvierte ich erst ein Gap Year und hatte das Glück, ein Praktikum in Phillips’ Uhrenabteilung zu bekommen. Dieses Praktikum war wirklich eine der interessantesten und erkenntnisreichsten Erfahrungen überhaupt für mich. Ich habe definitiv eine Vorliebe für Vintage-Uhren, aber auch einige moderne Uhren gefallen mir sehr gut. Ansonsten gibt es vielleicht noch zu sagen, dass ich begeisterter Backgammon-Spieler bin.

Pierres zweite Uhr stammt von der derselbe Marke, trägt sich aber deutlich anders.

Uhren sind wahrscheinlich schon immer ein allgegenwärtiges Element in deinem Leben gewesen. Erinnerst du dich an deine erste Begegnung?

Das sind sie in der Tat. Ich weiß gar nicht mehr genau, ob es die erste Begegnung war, aber die erste, an die ich mich erinnern kann, muss mit 6 oder 7 Jahren gewesen sein. Damals konnte ich oft schlecht schlafen und wachte früh auf. Unter der Woche war das natürlich praktisch, weil ich somit vor der Schule mehr Zeit für Cartoons hatte. Am Wochenende war allerdings nur mein Vater um 6 Uhr morgens schon wach. 

Ich wartete also so lange in seinem Büro, bis meine Mutter aufwachte, während er arbeitete. Sein Büro war immer sehr chaotisch und ich spielte stets mit seinen Sachen. Insbesondere eine alte Blancpain-Box hatte es mir angetan, in der mein Vater seine Rolex-Uhren aufbewahrte, überwiegend GMT- und Submariner-Modelle. Ich konnte nicht genug davon bekommen, herauszufinden, wofür diese drehbaren Lünetten waren oder warum einige zweifarbig waren.

Pierre Biver Rolex Datejust
Die Rolex Datejust 16234 hat ein diamantbesetztes Sodalith-Zifferblatt.

Gibt es Uhrenmarken, die dir besonders gut gefallen? Und wenn ja, warum?

Ich bin ein bedingungsloser Rolex-Liebhaber, allerdings finde ich auch immer mehr Gefallen an Patek Philippe. Ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin, aber auch die Royal Oak ist eine meiner absoluten Lieblingsuhren.

Eine Marke, die mich in letzter Zeit wirklich begeistert, ist F. P. Journe. Ich denke François-Paul hat eine sehr innovative und einzigartige Ästhetik geschaffen und ist gleichzeitig einer der bedeutendsten Uhrmacher des 21. Jahrhunderts. Darüber hinaus hat sein Produktkatalog wirklich viel zu bieten, sowohl in puncto Komplikationen und Stil als auch in puncto Preis. Alles in allem denke ich wirklich, dass F. P. Journe etwas Einzigartiges zu bieten hat. Wenn man einmal in den Genuss davon gekommen ist, ist es schwer, wieder loszulassen.

Aller guten Dinge sind drei: Zenith El Primero Chronomaster.

Was sollten Uhrenmarken deiner Meinung nach tun, um effektiver die jüngeren Generation anzusprechen?

Ich denke, Marken könnten davon profitieren, wenn sie sich durch eine lehrreichere Art und Weise an Millennials wenden. Dies könnte z.B. eine Erklärung sein, wie eine Uhr zu der Uhr geworden ist, die sie heute ist. Für mich macht das Verständnis des Produkts einen echten Unterschied, ebenso wie das Nicht-Verstehen des Produkts ein Verkaufsargument sein kann. Meiner Meinung nach, die allerdings auch etwas voreingenommen ist, sollten Marken in erster Linie versuchen, Qualitätsprodukte zu verkaufen, bevor sie alle notwendigen Mittel aufwenden, nur damit der Kunde am Ende dea Tages die jeweilige Marke kauft. Was Qualität angeht, so sollte niemals ein Kompromiss gemacht werden.

Dein bester Freund möchte sich eine neue Uhr kaufen. Was rätst du ihm?

Qualität. Kaufe die Uhr nicht des Preises wegen und sei dir sicher, dass sie dir wirklich gefällt.

Pierre Biver Rolex Zenith Bamford
Die Uhr stammt aus der Feder von Hiroshi Fujiwara in Kooperation mit dem Bamford Watch Department.

Danke Pierre.

Noch mehr Uhren gibt’s übrigens auf Pierre Bivers persönlichem Instagram-Account.


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