So, wie Haute Couture in der Mode oder Haute Cuisine in der Gastronomie, versteht sich Haute Horlogerie in der Uhrmacherkunst als der höchste Standard – das Nonplusultra sozusagen. Die wörtliche Übersetzung von ‘Haute Horlogerie” vom Französischen ins Deutsche ist demnach „Hohe Uhrmacherkunst“, wenngleich die Bezeichnung eigentlich viel mehr beinhaltet.
Haute Horlogerie und Luxusuhren werden oft als synonyme Ausdrücke verwendet. Das ist jedoch weitgehend falsch und untergräbt den wirklichen, umfassenden Wert des Begriffes Haute Horlogerie. Wenn Sie sich jemals gefragt haben, was hohe Uhrmacherkunst bzw. Haute Horlogerie ausmacht, folgt hier eine kurze Anleitung.
Vor der Ankunft der Quarzuhren in den späten 1960er Jahren waren alle Uhren mechanisch. In den 1970er und 1980er Jahren gewannen batteriebetriebene Quarzuhren aufgrund ihrer niedrigeren Preise und ihrer geschätzten Zweckmäßigkeit schnell an Beliebtheit, auf Kosten der mechanischen Uhren. Das Siegel „Haute Horlogerie“ wurde um diese Zeit geprägt, um zwischen teuren traditionellen mechanischen Uhren und billigeren neuartigen Quarzuhren zu unterscheiden.
Gegen Ende der 1980er Jahre drehte sich das Blatt wieder zugunsten mechanischer Uhren. Uhrmacher, die ihren mechanischen Wurzeln treu geblieben waren, schafften es, die Welle zurück nach oben zu reiten. Es ist wohl kaum ein Geheimnis, dass immer noch mehr Quarzuhren als mechanischen Uhren verkauft werden, aber wenn es um Anerkennung und Prestige geht, dominieren nun einmal mit Abstand die batterielosen Uhren.
Also, was macht dann eine Luxusuhr des Haute Horlogerie-Labels würdig? Obwohl es keine schwarz-auf-weiß-Definition gibt, existieren bestimmte Kriterien, die diese Ultra-High-End-Uhren typischerweise gemeinsam haben. Im Allgemeinen beinhalten Haute Horlogerie Uhren komplizierte Komplikationen und Mechanismen.
Im Uhrenjargon gilt jede zusätzliche Funktion, die nicht der bloßen Zeitanzeige gilt, als Komplikation. Zu den populärsten Komplikationen gehören Kalender, Chronographen, weitere Zeitzonen, Gangreserve-Anzeige und Repetitionen. Während ein Tourbillon nicht unbedingt eine Komplikation ist (es dient der Verbesserung der Zeitmessungspräzision), ist es aufgrund seiner komplexen Konstruktion und seiner skurrilen Schönheit im Haute-Horlogerie-Raum weit verbreitet.
Zahlreiche Haute-Horlogerie-Marken entwickeln und fertigen ihre mechanischen Kaliber im eigenen Haus. Andere verwenden Basiswerke, die sie dann unter dem eigenen Dach wesentlich modifizieren und veredeln, damit sie diesen Werken ihre renommierten Markennamen mit Stolz verleihen können.
Ein weiteres offensichtliches Merkmal der Haute Horlogerie ist die Veredelung und Dekoration der Uhr und des Uhrwerks, die üblicherweise von Hand durchgeführt wird. Traditionelle Veredelungs- und Dekorationstechniken umfassen u.a. Polieren, Anglieren, Gravur, Perlage, Guilloche, Kreiskörnung sowie Genfer Streifen. Im Streben nach Perfektion widmen sich Haute-Horlogerie-Marken der ästhetischen Ausfertigung ihrer Werke, auch wenn diese ihr Leben lang im Gehäuseinneren versteckt sind.
Viele Haute Horlogerie Marken prägen ihre Uhren mit einem besonderen Qualitätszeichen, das ihre überlegene Mechanik oder Ausfertigung bestätigt. Dabei kann es sich um offizielle Branchen-Qualitätsauszeichnungen wie das Genfer Siegel oder das Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres (COSC)-Zertifikat handeln, oder auch um hauseigene Qualitätssiegel, wie das von Patek Philippe oder das Qualité Fleurier-Prüfsiegel.
Ein weiteres weitverbreitetes Merkmal der Haute Horlogerie-Uhrmacherei ist die Verwendung von traditionellem Kunsthandwerk (oder métier d’arts auf Französisch), um Zifferblätter zu verzieren. Diese vom Aussterben bedrohten, alten Handwerkstechniken werden nur noch von wenigen Meistern praktiziert und umfassen Emaille, Handgravuren, Miniaturmalerei, Marketerie und mehr.
Kurzgefasst, Haute Horlogerie ist das Bestreben, mechanische Meisterleistungen und aufwendige Ästhetik in einem Zeitmesser zu vereinen.
Auf dem heutigen Markt lassen sich Haute Horlogerie-Marken in zwei Hauptkategorien einteilen: renommierte Alt-Maisons und modern-innovative Marken. Einige Beispiele von Traditionsmarken sind Patek Philippe, Vacheron Constantin und Audemars Piguet (ein Trio, das als „Holy Trinity“ der Uhren bezeichnet wird). Andere sind z.B. Breguet, A. Lange & Söhne, Jaeger-LeCoultre, Ulysse Nardin, Jacquet Droz und Bovet.
Diesen gegenüber stehen neuere Marken wie MB&F, Richard Mille, Urwerk, De Bethune und Parmigiani Fleurier, die oftmals mit traditionellen Konventionen brechen und immer wieder neue horologische Konzepte und Technologien vorstellen.
Wenngleich es auf den ersten Blick schwierig erscheinen mag, kann man dennoch mit ein bisschen Übung schnell Haute Horlogerie-Uhren von anderen unterscheiden, sind sie ihnen doch in sämtlichen Aspekten haushoch überlegen.
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