Warum muss es sich bei Rolex immer um Daytona, Submariner und Datejust drehen, wenn es doch noch so etwas wie die Rolex Cellini gibt? Eine kurze Würdigung einer unterschätzten Kollektion der wohl bekanntesten Uhrenmarke der Welt.
Namenspatron der gleichnamigen Kollektion ist der italienische Universalgelehrte Benvenuto Cellini, der sich in der Mitte des 16. Jahrhunderts als Bildhauer und Goldschmied einen Namen machte. Er agierte zur Zeit der italienischen Renaissance, die – ausgehend von Florenz – die architektonische, künstlerische und literarische Weltbühne revolutionierte.
Anders als die meisten Rolex-Uhren ihrer Zeit, die mit ihren Oyster-Gehäusen und verschraubten Kronen dem Form-folgt-Funktion-Mantra unterstellt waren und Rekorde brechen sollten, wurde die Cellini-Kollektion bewusst anders in Szene gesetzt. Von Anfang an als reinrassige Dresswatch konzipiert, wurden Aspekte wie Wasserdichtigkeit oder Vielseitigkeit zugunsten der Ästhetik hintenangestellt.
Heute gilt die Cellini-Kollektion als die klassischste der Rolex-Marke, doch dies war nicht immer so. Die Ausnahme bestätigt wie so oft die Regel:
Entgegen der sich langsam herauskristallisierenden Cellini-DNA gab es z.B. mit den King Mida-Modellen waschechte Cellini-Uhren, die durch ihre kühne und Rolex-untypische Designsprache auffielen, von der man sich aber bald wieder verabschiedete.
Nach einer kurzen Experimentierphase gestand man sich bei Rolex dann wohl doch ein, dass “Cellini” am Ende des Tages für zeitlose Eleganz stehen soll. Die im Anschluss auf die King Midas lancierten Danaos-Modelle zeigen schon eher, wie man die Rückbesinnung in Biel interpretierte.
Im aktuellen Cellini-Lineup – vorgestellt auf der Baselworld 2017 – gibt es die Rolex Cellini-Modelle nun in zwei Goldlegierungen und vier Varianten: als einfache Dreizeigeruhr, mit Datumskomplikation, mit zweiter Zeitzone sowie Tag- und Nachtanzeige und letztlich mit Mondphase. Allesamt Komplikationen, die der Eleganz keinerlei Abbruch tun.
Obwohl oder gerade weil die Cellini-Uhren so gar nicht “Rolex” schreien, gibt es einen prominenten Träger von Weltrang: Ex-Präsident Barack Obama. Insbesondere ein Foto, das ihn zusammen mit dem ehemaligen Prinz Harry bei den “Invictus Games” in Toronto zeigt, ist in Uhrenforen wie eine Bombe eingeschlagen:
Um die Anfangsfrage noch einmal wieder aufzugreifen: Die Cellini positioniert sich als „reine Dresswatch“ mit einem Preis von mindestens 14.200 Euro natürlich in einem denkbar schwierigen Umfeld fernab jeglicher Keramiklünetten und Heliumventile. Wer sich hier behaupten will, muss ein perfektes Finish (das man auch bestaunen möchte) mit an den Start bringen, um überhaupt in Betracht bezogen zu werden. Da es hier jedoch bereits bei einem Gehäuseboden aus Saphirglas scheitert, durch den man etwaige filigrane Uhrmacherkunst bewundern könnte, greifen die meisten dann wohl doch lieber zu Jaeger-LeCoultre, Grand Seiko und Co.
Kann man es ihnen verübeln?
Schade eigentlich, da die Rolex Cellini ansonsten alle Kriterien erfüllt, die man an eine edle und elegante Uhr im Jahr 2020 stellen würde.
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Großartige Kollektion, insbesondere das Modell mit Mondphase. Natürlich längst nicht so “legendär” wie Daytona & Co., aber technisch also auch optisch eine Wucht.
Hätte ich das nötige Kleingeld, wäre dies meine Traum-Dresswatch.