Es ist selten wirklich nachvollziehbar, wenn Uhrenhersteller sehr erfolgreiche Modelle aus ihrem Portfolio nehmen. Noch weniger, wenn diese in der Uhrengemeinde bereits einen Kultstatus erlangt haben. Dass Seiko die heiß geliebte SKX-Reihe einstellte, stieß auf wenig Verständnis und die als Nachfolger angesehenen Modelle der Seiko 5 Sports-Reihe aus 2019 schienen nur bedingt in die großen Fußstapfen des Diver-Klassikers treten zu können. Ein ähnliches Schicksal ereilte 2018 die Seiko SARB017, genannt „Alpinist“. Auch wenn die Mischung aus grünem Zifferblatt und goldenen Indizes durchaus polarisierte, gehörte sie seit vielen Jahren zu den absoluten Klassikern im Seiko-Sortiment. Nur schwachen Trost brachte später eine limitierte Version mit blauem Zifferblatt, die ausschließlich für den amerikanischen Markt bestimmt war und von Hodinkee vertrieben wurde. Dies war besonders ärgerlich, da diese Version die Ur-Alpinist optisch sogar übertraf. Selbstredend war sie nach kurzer Zeit komplett ausverkauft und Hodinkee sprach davon, noch nie eine längere Warteliste für einen Artikel aus ihrem Shop gesehen zu haben.
Doch wie aus dem nichts sorgte Ende 2019 die Ankündigung, die Alpinist würde 2020 neu aufgelegt, für Furore. Es schien, als würden die Gebete der Liebhaber der Marke aus Japan erhört worden. Zumindest schien Seiko zur Besinnung gekommen zu sein.
Die neue Alpinist wird nun also in drei Zifferblattvarianten erhältlich sein: grün (SPB121J1), schwarz (SPB117J1), grau (SPB119J1) und ein Zifferblatt in Champagner in limitierter Auflage (SPB123J1). Besonders ansprechend ist die Variante mit dem schwarzen Zifferblatt gelungen. Als die „japanische Explorer“, wie die Alpinist auch genannt wird, verkörpert sie am besten einen Mix aus Toolwatch und Dresser, die zu fast jedem Anlass getragen werden kann. Außerdem kommen nun erstmals Freunde von Stahlarmbändern auf ihre Kosten. Diese mussten sich vorher noch auf dem Aftermarket umschauen, um das nicht gerade hochwertig anmutende Lederband des Vorgängers zu ersetzen. Dabei scheint das neue Stahlarmband mit massiver Schließe auch qualitativ durchaus ansprechend zu sein, was bei Seiko-Modellen ja leider nicht selbstverständlich ist. Freude bereitet auch das Upgrade auf ein 6R35 Werk mit 70 Stunden Gangreserve, welches in dem mit 39,5mm wohl proportionierten Gehäuse seine Arbeit verrichtet.
Das Zifferblatt mit Datumslupe und den fein gesetzten Indizes auf dem mattschwarzen Untergrund ergeben in Kombination mit der polierten Stahllünette genau die Mischung aus Sportlichkeit und Eleganz, die schon immer die Stärke der Alpinist gewesen ist. Diejenigen, die sich aber mit der Kombination aus grünen und goldenen Elementen der alten Alpinist nicht anfreunden konnten, haben nun eine gelungene Ausweichmöglichkeit. Dabei hätte die Alpinist ein bisschen mehr Leuchtmasse vertragen können. Auch wäre eine zusätzliche Version mit blauem Zifferblatt schön gewesen. Dies ist aber Jammern auf hohem Niveau, denn insgesamt weiß das neue Line-Up der Seiko Alpinist zu überzeugen. Außerdem lässt die Geschichte der Alpinist alle Fans der SKX noch hoffen, dass man bei Seiko diesen Klassiker auch noch nicht komplett gestrichen hat.
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