Selten, wertstabil und wo bleibt der Stil? – Uhren als Limitierte Editionen

By Montredo in Lifestyle
Januar 21, 2020
Selten, wertstabil und wo bleibt der Stil? – Uhren als Limitierte Editionen

Schwarzes Ziffernblatt mit weißem Ziffernring, ein 39,5mm großes Gehäuse, eine schmale Edelstahllünette und dezentes Lederarmband.

Zugegeben, schick ist sie ja, die Omega Seamaster Olympic Games Limited Edition. Fünf ikonische Farben runden das Bild ab, sodass es die limitierte Omega Seamaster mit Akzenten der olympischen Ringe (blau, gelb, grün, rot und schwarz) gibt. 2032-mal wird die Uhr produziert, in Anlehnung an das Jahr der Olympischen Sommerspiele. Wo gespielt wird? Das steht noch in den Sternen. Die passende Uhr ist aber schon am Horizont. Zwischen den unzähligen „Limited Edition“-Designs der Uhrenbranche ist das schlicht gehaltene Ziffernblatt der Olympic-Seamaster immerhin ein Ruhepol. Es geht auch ganz anders.

Omega Seamaster Olympic Games Limited Edition
2032-mal gibt es diese Uhr. Schnell zugreifen?

Die Stückzahl von 2032 soll aber vor allem eines suggerieren: Exklusivität. 2032 klingt knapp, ausverkauft und generell schwer zu haben. Fraglich bleibt, wie sich die Stückzahl in Relation zur Gesamtproduktion verhält. Im Raum steht aber noch eine andere, wichtigere Frage: Warum überschwemmen Luxusuhrenhersteller mit „Limited Editions“ den Markt? Die vereinfachte Antwort: Um ein zum Mainstream werdendes Luxusprodukt wieder ein wenig exklusiver zu machen. Um dort Exklusivität zu verkaufen, wo befürchtet wird, dass sie seltener werde. Wirklich begründet ist diese Befürchtung des Exklusivitätsverlusts dabei bei näherer Betrachtung nicht.

Den Nachteil hat vielmehr das Design. Etablierte Zeitmesser und zeitlose Ziffernblätter müssen für das Design von Limited Editions-Uhren herhalten. Eine Speedmaster braucht schwarz-weiße Flaggenzeichen des Motosports genauso wenig wie ein Ferrari Rennstreifen auf der Motorhaube braucht. Ein Chronograph aus dem Hause Breitling muss nicht mit dem Logo einer Kunsflugstaffel verfeinert werden. Im Gegenteil: Es kommt einer Abwertung gleich. Man muss nicht konservativ sein, um ein Edel-Design als das zu erkennen, was es ist: Edel, ohne Schnickschnack und wertvoll.

Omega Speedmaster Snoopy
Wer hätte damals schon ahnen können, wie populär diese Uhr einmal werden würde?


Was zu einem wesentlichen Aspekt limitierter Uhren führt: Die Wertsteigerung. Mit limitierten Auflagen wird indirekt suggeriert, dass es sich um besonders wertvolle und rare Schmuckstücke handele. Meistens ist das Gegenteil der Fall. Limitierte Auflagen sind – mit wenigen Ausnahmen wie z.B. der Omega Speedmaster Snoopy – kein Garant für eine nachhaltige Wertsteigerung am Handgelenk. Es sind meistens die klassischen Uhrenmodelle, die ihr monetäres Gewicht behalten. Ob eine Uhr eine erhebliche Wertsteigerung erzielt, oder eben nicht, lässt sich nun einmal vorab schwer sagen. Man bedenke nur, dass selbst die heute legendären Paul Newman-Daytonas bei ihrer Lancierung gegen Ende der 1960er-Jahre echte Ladenhüter waren.

Paul Newman Daytona
Als Staubfänger in den Auslagen damals schnell wieder eingestellt: Die Ref. 6239


Die Erfahrung zeigt, dass oftmals jene Uhrenmodelle im Wert steigen, die eben nicht einer vom Hersteller beabsichtigten Limitierung unterliegen. Dies kann der besonders aufwendigen Produktion geschuldet sein, sodass einfach nicht mehr Uhren pro Jahr die Produktionshallen verlassen können und eine natürliche Limitierung entsteht, oder durch Zufälle, wie das Beispiel der Paul Newman-Daytona eindrucksvoll zeigt.

Anstatt also Uhren mit kleinen Fliegern oder Fähnchen zu tragen, sollte sich der Uhrenliebhaber auf den Stil besinnen, der von vielen Herstellern transportiert wird. Klassische Designs müssen nicht mit zeitgenössischem Schnickschnack aufpoliert werden. Sie stehen für sich allein. Wer wirklich individuelle Innovationen oder auch Hommagen an die Klassiker sucht, der ist heute bei kleineren Nischenmarken und oftmals unterschätzten Microbrands gut beraten, die crowdfinanzierte Schmankerl zu vernünftigen Preisen auf den Markt bringen.

Auch kleinere Marken haben durchaus das Potenzial, zu echten Klassikern von morgen zu werden – man denke nur einmal an MING Watches aus Malaysia oder Singer Reimagined aus der Schweiz – und das auch ganz ohne Limited Editions. Ob dieser Plan jedoch bis ins Jahr 2032 aufgeht, steht in den Sternen.

Ming 19.02
Die eindrucksvolle 19.02 Worldtimer von MING Watches ©MING Watches


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Vorherige Kommentare (1)

  1. […] sie dies tun, gaukeln sie Exklusivität vor, die faktisch aber nicht existiert. In unserem Artikel Selten, wertstabil und wo bleibt der Stil? gehen wir diesem Phänomen näher auf den […]

    September 2, 2020

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