Time+Tide: Die Welt der Luxusuhren aus Down Under

By Montredo in Reviews
Mai 14, 2019
Time+Tide: Die Welt der Luxusuhren aus Down Under

Felix Scholz im Gespräch mit Montredo

Der erste Teil unserer mehrteiligen Interview-Serie führte uns in die Niederlande zu Frank Geelen von Monochrome Watches. Weiter geht es mit einem großen Uhrenenthusiasten aus Melbourne, der von dort seit einigen Jahren mit seinen Kollegen kräftig die internationale Uhrenblog-Szene aufmischt. Sein Name: Felix Scholz. G’day!

Erst 2014 gegründet, gehört Time+Tide zwar streng genommen noch zu den absoluten Newcomern der Szene, doch die Qualität der Berichterstattung lässt etwaigen Zweifel sofort im Keim ersticken. Womöglich liegt es an der guten Luft in der lebenswertesten Stadt der Welt, doch das Team von Time+Tide schafft immerzu den perfekten Spagat zwischen informativer Berichterstattung und erfrischender Prise Lifestyle.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Kreativköpfe hinter dem Blog bringen langjährige Journalismus-Erfahrungen aus verschiedenen Sektoren mit, von GQ Australia bin hin zu Hodinkee. Diese Kombination ist es auch, was Time+Tide für uns zum Archetyp eines modernen Uhrenblogs macht: der unterhaltsam-informative Schreibstil, das vielseitige junge Team und der coole Magazincharakter.

Mit welcher Absicht und Vision hast du deinen Watch-Blog ins Leben gerufen? Wie hat alles begonnen?

Time+Tide startete Anfang 2014 und wurde geboren, weil zu diesem Zeitpunkt niemand sonst in Australien so etwas tat. Unser Gründer, Andrew McUtchen, war damals Uhrenredakteur bei GQ und hatte einen Mainstream-Journalismus- und Publishing- Hintergrund. Im Gegensatz dazu hatte ich eher eine enthusiastische Perspektive und schrieb für Hodinkee. Es hat einfach gut gepasst und ich bin stolz darauf, dass Time+Tide seither die neuesten Uhrennachrichten und Rezensionen aus Australien liefert, aber auf einer globalen Bühne.


Beschreibe deinen Watch-Blog in nur drei Worten.

Australisch, Autorität und… ein bisschen belanglos.

Was ist euer Nutzenversprechen und was macht euren Blog einzigartig im Gegensatz zu anderen?

Obwohl es uns nicht einzigartig macht, denke ich, dass Leidenschaft wirklich wichtig ist. Es ist schwer, jeden Tag das zu tun, was wir machen, wenn man es nicht wirklich liebt. Aber viele Menschen haben Leidenschaft, also denke ich, was uns am Ende des Tages auszeichnet, ist unsere Kombination aus Leidenschaft und unserer einzigartigen australischen Sichtweise. Wir sind hier unten weit weg vom Rest der Welt und wir sehen die Dinge ein wenig anders. Wir nehmen Uhren sehr ernst, aber wir nehmen uns selbst nicht allzu ernst. Oh, und unser YouTube-Kanal ist ziemlich cool.

Was sind eure wichtigsten Herausforderungen und eure Zukunftspläne?

Auf etwas längere Sicht planen wir, genau das zu tun, was wir bereits tun, nämlich mit den Leuten über tolle Uhren zu sprechen. Wir haben kürzlich NOW – The Watch Buying Guide herausgebracht, was sehr aufregend ist. Wir haben auch ein paar andere Pläne für 2019 in Arbeit, die sehr anspruchsvoll aber genauso lohnenswert werden.


Welche disruptive Innovation könnte die Uhrenindustrie als nächstes treffen? Welche drastischen Veränderungen erwartet ihr?

Ich bin mir nicht sicher, ob sie disruptiv ist oder nicht, aber ich denke, eine große Änderung wird mit engeren Release-Zyklen zusammenhängen. Derzeit brauchen Uhren, die zu Beginn des Jahres angekündigt werden, lange Zeit, um auf den Markt zu kommen. Ich denke, das wird sich an beiden Enden ändern müssen. Wir werden eine straffere Produkteinführung sowie einen zunehmend fragmentierten Kalender mit Produktankündigungen erleben. Es geht nicht mehr nur um die großen Messen SIHH und Baselworld.

Morgen früh wachst du als Michel Loris-Melikoff (Managing Director der Baselworld) auf. Was stünde auf deiner Agenda, um die Baselworld zu retten?

Oh wow. Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich für den Job massiv unterqualifiziert bin. Aber wenn ich es wäre, würde ich der Art Basel folgen – und die Macht des Namens Baselworld nutzen – aber es in einem Tournee-Format mit stärkerem Fokus auf die Endverbraucher machen. Eine Baselworld in Europa, Asien und Amerika wäre sehr interessant zu sehen.

Welcher Underdog-Uhrenmarke wird deiner Meinung nach nicht die Anerkennung zuteil, die sie eigentlich verdient?

Grand Seiko, eindeutig. Zwar ist deren Stern in den letzten Jahren deutlicher größer am Himmel zu sehen, aber dennoch denke ich, dass sie unterschätzt werden, besonders von Mainstream-Uhrenkäufern. Grand Seiko produziert wahrlich außergewöhnliche Uhren. 

Beschreibe deine Traumuhr, wenn du deine eigene entwerfen müsstest.

Hmmmmmm. Stahl, in 39 oder 40mm. Nur die Zeit anzeigend. Schlank, aber robust genug für den täglichen Gebrauch. Klassisch im Stil, aber mit einer starken Persönlichkeit und vielleicht ein wenig Farbe. Nicht besonders originell, ich weiß, aber das ist die Art von Uhr, die ich jeden Tag gerne tragen würde.

Welchen Rat würdest du einem jungen Uhrenliebhaber mit auf den Weg geben? Welche Marke würdest du in Hinblick auf Preis-Leistungs-Verhältnis empfehlen?

Kaufe das Beste, was du dir leisten kannst. Eine Falle, in die Leute gerne tappen, die gerade erst mit dem Thema Uhren in Berührung kommen, ist, nach einem „Schnäppchen“ zu suchen. Und während sich ein Schnäppchen manchmal als genau solches entpuppen kann, gibt es normalerweise jedoch einen Grund, warum eine Uhr unter dem Marktpreis angeboten wird und dieser Grund ist normalerweise nicht gut.

Hinsichtlich Marken? Für jemanden, der anfängt, denke ich, dass Seiko, Oris und Nomos wirklich gute Einstiegspunkte in die feine Uhrmacherei sind.

Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview, Felix!


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