Wie viel Gramm Gold stecken eigentlich in einer Gold-Rolex?

In einer Welt, wo viele Edelstahl-Sportmodelle von Rolex beim Konzessionär entweder gar nicht oder nur nach monate- bzw. jahrelanger Wartezeit zu erhalten sind, hat der ein oder andere sicher schon einmal vorsichtig das Ziel vor Augen neu kalibriert – von den Edelstahl- hin zu den Goldmodellen.

Nachdem man sich dabei erwischt, wie den Lippen ein leises „Warum eigentlich nicht?“ entfleucht, setzt beim Anblick des Preises jedoch in der Regel schnell der Verstand wieder ein: Viel zu teuer. Dennoch wäre es im Falle eines potenziellen Lotto-Gewinns doch interessant zu wissen, wie viel Gold man für sein Geld eigentlich bekommt, wenn man sich eine Massivgold-Rolex zulegt, oder nicht?

Eine kleine Gold-Kunde

Gold ist nicht gleich Gold. Rolex verfügt bekanntermaßen über eine hauseigene Gießerei, wo exklusiv 18 Karat Gelb-, Weiß- und Everose-Gold von erfahrenen Schmelzmeistern hergestellt wird.

Wichtig ist zudem der Hinweis „18 Karat“, der sich auf den tatsächlichen Goldgehalt der finalen Goldlegierung bezieht. Rolex verwendet für seine Uhren hauptsächlich 18-karätiges Gold, das eine Reinheit von 750 ‰ (Tausendstel) purem Gold aufweist, also drei Vierteln. Die restlichen 25% bestehen aus anderen Elementen wie Silber, Kupfer, Platin oder Palladium, je nachdem welche Legierung erreicht werden soll.

Dies tut Rolex jedoch nicht, um Geld zu sparen, sondern um die Golduhren robuster zu machen: 999er Feingold / 24 Karat-Gold – faktisch reines Gold, bei dem 99,9 Prozent pro Gramm aus reinem Gold bestehen – gilt zwar als hochwertigste Goldlegierung, wäre jedoch viel zu weich für eine Armbanduhr im tagtäglichen Gebrauch.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Golduhren sind schwer, doch ist nicht das gesamte Gewicht auf das schimmernde Edelmetall zurückzuführen. Komponenten wie das Saphirglas, das Zifferblatt oder das Kaliber sind natürlich aus der Gleichung herauszunehmen – wenngleich François-Paul Journe bei letzterem sicher widersprechen würde. Was also bei einer massivgoldenen Rolex am meisten ins Gewicht fällt, sind das Gehäuse samt Gehäuseboden, das Armband sowie die Lünette.

Mitglieder des englischsprachigen The Rolex Forums haben sich eine Rolex Day-Date herausgepickt und das Gewicht der Gold-Komponenten ermittelt. (Hinweis: Hierbei handelt es sich lediglich um Annäherungen, da das genaue Gewicht natürlich von Referenz zu Referenz variiert.) Anbei eine Übersicht der entsprechenden Goldwerte:

• Gehäuse: 18,5 Gramm (13,88 g Feingold)
• Gehäuseboden: 7,21 Gramm (5,41 g Feingold)
• Lünette: 5,30 Gramm (3,98 g Feingold)
• Armband: 68,85 Gramm (51,64 g Feingold)

Bei einem aktuell zugrundeliegenden Preis von 52,97 EUR pro 1g Feingold (Stand: August 2020) ergeben sich folgende Preise:

• Gehäuse: 13,88 g Feingold→ 735,21 EUR
• Gehäuseboden: 5,41 g Feingold→ 286,56 EUR
• Lünette: 3,98 g Feingold→ 210,82 EUR
• Armband: 51,64 g Feingold→ 2.735,34 EUR

Rein rechnerisch ergibt sich so ein Gold-Materialwert von 3.967,93 Euro für eine Rolex Day-Date mit insgesamt 74,91 g Feingold (bzw. mit knapp 100g 18-karätigem Gold).

Wie setzt sich also der Endpreis zusammen?

Dass die UVP einer Gold-Rolex nicht bloß ihrem Materialwert entspricht, versteht sich von selbst. Nichtsdestotrotz ist das Delta von knapp 30.000 EUR zwischen Materialwert und aktuellem Listenpreis einer goldenen Day-Date gesalzen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig:

1. Einer der Gründe ist definitiv, dass Golduhren etwas schwieriger zu fertigen sind als Edelstahluhren. Dies erfordert im Umkehrschluss teurere Maschinen und längere Produktionszyklen.
   
2. Darüber hinaus ist Rolex-Gold kein off-the-shelf „Standard-Gold“. Die eigenen Schmelzen erfordern begabte Schmelzmeister, um die Rolex-eigenen Legierungen herzustellen. Dies sind weitere Qualitätsmerkmale (und zu einem gewissen Grad auch Marketing-Tricks), die Rolex sich teuer bezahlen lässt.
   
3. Zudem liegt es in der Natur der Sache, dass Goldschmuck – egal ob Ringe, Ketten oder Uhren – durch das ihm anhaftenden Image und die positive Wertentwicklung des Edelmetalls proportional teurer sind als ihr reiner Materialwert.
   
4. Beim konkreten Beispiel der Day-Date kommt ein weiterer Faktor hinzu: Rolex weiß um die Reputation der „Präsidenten-Uhr“, die seit Jahrzehnten von Politikern und Führungspersönlichkeiten gleichermaßen geliebt wird. 2000 hieß es ganz bescheiden: „A Rolex will never change the world. We leave that to the people who wear them.“ Wer sich in diese Riege einreihen möchte, muss etwas mehr auf den Tisch legen.

Am Ende des Tages zählt einzig und allein, was der Kunde bereit ist zu zahlen – und das ist im Fall von Rolex-Golduhren eine ganze Menge.