Junghans Max Bill

  Junghans

Junghans Max Bill –

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Junghans Max Bill – Die gute Uhrenform

Kann Ästhetik wirklich zeitlos sein und sich von seinem Entstehungskontext gänzlich lossagen? Max Bill beantwortete diese Frage stets mit einem klaren Ja. Mehr noch: Sein eigener Anspruch war nicht geringer, als eine Produktform von universell gültiger, absoluter Ästhetik zu schaffen. Im Jahr 1957 veröffentlichte Max Bill sein vielleicht bekanntestes Werk mit dem Titel „Die Gute Form“, das sich genau mit diesem Thema beschäftigt. Etwa zeitgleich begann Max Bill für Junghans Uhren zu entwerfen. Gut denkbar, dass genau diese Zeitlosigkeit, nach der Max Bill stets strebte, bei seinen Uhrendesigns ihren Gipfel erreichte.

Eigentlich lagen der ursprünglichen Max-Bill-Kollektion nur zwei simple Hauptentwürfe zugrunde – einer mit Strichindizes und einer mit arabischen Zahlen. Man kann nicht gerade behaupten, dass sich die Modelle gleich als Sales-Cows erwiesen. Da sich die Uhren zunächst eher spärlich verkauften, wurde die Produktion bereits im Jahr 1963, keine zwei Jahre nach dem Launch, wieder eingestellt. Der Einfluss der Uhren von Max Bill auf die Uhrenwelt war somit nicht unmittelbar, dafür aber umso nachhaltiger. Man könnte sogar so weit gehen und behaupten, dass er global betrachtet neben Gerald Genta der zweite Designer ist, der der Uhrenwelt seinen Namen aber mal so etwas von aufgedrückt hat.

Der Varianten-Reichtum hat im Vergleich zur ursprünglichen Kollektion zugenommen, wie auch der Gehäusedurchmesser der Automatik-Variante. Ansonsten hat sich die Modellreihe kein Stück verändert. Und das ist irgendwie auch das Besondere an der neuen Max-Bill-Kollektion, die neben all den Heritage- und Retromodellen der letzten Jahre, das eigene Erbe nicht nur als Verkaufslabel erkennt, sondern dieses auch beim Wort nimmt. Alles andere wäre dem Anspruch Max Bills an seine eigene Arbeit auch nicht gerecht geworden.

Max Bill in Zahlen

200 wie 200 Kilometer von Grenchen nach Schramberg

In der ursprünglichen Max-Bill-Kollektion wurden die beiden Handaufzugswerke J84/S3 und J84/S10 sowie das Automatikwerk J83/E verbaut. Heute wird mit dem ETA 2824 für die Automatik-Modelle und dem ETA 2801 für die Handaufzugs-Varianten ausschließlich auf Schweizer Uhrwerke zurückgegriffen. Diese werden aus Grenchen zugeliefert und bei Junghans als J.800 und J.805 bezeichnet.

2 wie zwei Grundentwürfe

Bei einigen Modellen sind sich selbst renommierte Quellen und Datenbanken uneins bei der Frage, ob sie Max Bill hinzuzurechnen sind. Dies gilt etwa für die Taschenuhr Astra, bei der jedoch der unterschiedliche Font der arabischen Zahlen gegen eine Max-Bill-Zuordnung. Lediglich bei zwei Grundentwürfen, die sich in acht verschiedenen Modellvarianten wiederfinden, ist ein Ursprung auf dem Reißbrett Max Bills gesichert. Heute wurde die Kollektion mit dem Chronographen Chronoscope und Quarzmodellen um einige Modelle erweitert. Auch sind nun zusätzliche Farbvarianten erhältlich, während sich die ursprünglichen Max-Bills auf die Farben Schwarz, Gold und Silber (mit und ohne Sonnenschliff) beschränkten.

3 wie dreistellige Euro-Beträge für einen echten Uhren-Klassiker

Die Zeitmesser von Max Bill gehören zu jenen Modellen, die neu oft günstiger sind als gebraucht. Dies gilt vor allem für Automatik-Modelle mit Edelstahlgehäuse in gutem Zustand. Es wäre nicht überraschend, wenn die deutliche Aufwertung, die historische Max-Bill-Uhren in den letzten Jahren erfahren haben, sich in den nächsten Jahren auch auf die Neupreise von Max-Bill-Uhren auswirkt. Schließlich war in den vergangen Jahren der Vintage-Markt häufig ein Vorbote für künftige Entwicklungen der Listenpreise. Im Falle der Max-Bill-Kollektion erhält man mit Preisen im dreistelligen Bereich heute jedenfalls noch unglaublich viel Uhr fürs Geld. Für die Ikonen anderer Hersteller muss man locker um ein Vielfaches tiefer in die Tasche greifen.

4 wie eine 4, die an einen umgedrehten Stuhl erinnert

Kein anderes Design-Element ist so eng mit dem Namen Max Bill verbunden wie die nach oben hin geöffnete 4 mit leicht geschwungenem „Rücken“, die an einen umgedrehten Stuhl erinnert. Sämtliche Max-Bill-Modelle mit arabischen Ziffern weisen dieses Merkmal auf. Dies bedeutet im Umkehrschluss jedoch nicht, dass sämtliche Junghans-Uhren mit einer nach oben hin geöffneten Vier von Max Bill stammen.

1,5 wie 1,5 Jahre Ausbildung am Bauhaus

Nur drei Semester absolvierte Max Bill am Bauhaus in Dessau, ehe er seine Ausbildung – vermutlich aus Geldnot – abbrach. Sämtliche Max-Bill-Modelle sind durch eine einfache Grundform charakterisiert, die sich aus der Funktion ableiten lässt. Auch andere deutsche Uhrenhersteller haben davor und danach ähnliche Designs hervorgebracht: Hier sind etwa die Stowa Antea und die Dugena Dessau zu nennen. Heute werden Bauhaus-Designs vor allem durch Nomos Glashütte wiederbelebt.

Max Bill – Eine Chronologie

1908: Max Bill wird in Winterthur, Schweiz geboren.

1927: Der Schweizer Künstler beginnt seine Ausbildung am Bauhaus in Dessau.

1956: Max Bill beginnt eine Zusammenarbeit mit Junghans und entwirft eine Küchen-Wanduhr in Eiform und der bereits typischen Zifferblattgestaltung, auf der auch die Armbanduhrenentwürfe basieren.

1958: Die Tischuhr Quadrat wird entworfen.

1961/1962: Max Bill designt für Junghans einige Uhrenmodelle, die ab 1961/1962 produziert werden.

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