Natürlich haben teure Uhren mit ihrem opulenten Finish, ihre edlen Materialien und prestigeträchtigen Komplikationen ihren Reiz. Sie sind wunderschön anzusehen, begeistern seit Jahrhunderten die Menschen und sind wahre Meisterwerke der Technik. Hin und wieder sind es jedoch auch die günstigen Uhren – die wirklich günstigen Uhren – die eine Wahnsinns-Story haben und das häufig zu inflationär vergebe Siegel „Uhren-Ikone“ zurecht verdient hätten.
Ein gutes Beispiel für eine solche Uhr, die seit Jahren die Uhren-Bestseller-Liste bei Amazon anführt, ist die Casio F91W-1. Casio, einer der größten japanischen Uhrenhersteller, brachte die Uhr bereits 1989 auf den Markt. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die Uhr im Jahr 2019 ihren 30-jährigen Geburtstag feierte. Was macht die Uhr so beliebt?
Die seit 30 Jahren erhältliche Uhr hat sich nie verändert und ist immer noch baugleich zum Original. Insbesondere für die Generation X, die die Uhr noch aus ihrer Jugendzeit kennt und schätzt, ist die Uhr ein perfektes Relikt vergangener Tage am Handgelenk. 100% Retro.
Die Uhr verfügt über eine Stoppuhr, auf die Hundertstelsekunde genau funktioniert, einen Alarmmodus, eine halbwegs passable Hintergrundbeleuchtung, einen Kalender sowie eine gewisse Wasserdichtigkeit, die sie zumindest vor Spritzwasser schützt. Für eine Mondphase war kein Platz mehr, aber die wirklich wichtigen Funktionen sind an Bord.
Auch wenn die Uhr nicht zur sagenumwobenen G-Shock-Serie gehört (sondern zur F-Serie), wird sie ihrem Namen gerecht. Trotz ihres Fliegengewichts von 21g ist die Uhr nahezu unkaputtbar. Sollte die Uhr dennoch wirklich komplett im Eimer sein, ist es der Träger höchstwahrscheinlich auch. Für den tagtäglichen Gebrauch ist sie auf jeden Fall mehr als ausreichend. Wörter wie „Sollbruchstelle“ oder „geplante Obsoleszenz“ kommen in Casios Wortschatz einfach nicht vor.
Momentan ist die Uhr für fast schon lächerliche 10€ erhältlich. Wenngleich nicht im Sinne des Erfinders, berichten viele F91W-Träger, dass sie im Falle von leeren Batterien (was laut Herstellerangabe eh nur ca. alle 7 Jahre vorkommt), einfach direkt zu einer neuen Uhr greifen.
Betätigt man den Drücker unten-rechts für drei Sekunden, erscheint das Wort „CASI0“. Ein nettes Gimmick, um zudem die Echtheit der Uhr zu überprüfen, denn – man mag es kaum glauben – auch diese Uhr wird gefälscht.
Aufgrund ihres geringen Preises, ihrer internationalen Verfügbarkeit und simplen Funktionsweise hat sich die Uhr den zweifelhaften Ruf einer von al-Qaida favorisierten „Terroristen-Uhr“ eingehandelt. Der Grund: Sie eignet sich perfekt als Zeitzünder für Bomben-Detonationen. Insbesondere unter Guantánamo-Häftlingen und afghanischen Absolventen von Bombenbau-Kursen ist die Uhr ein Renner.
Zehn Euro, in etwa der Preis eines Mittagstisch-Menüs beim Italiener ums Eck, kostet die Uhr. Für das gleiche Geld bekommt man eine Uhr, die man anlegt und mit der man sich keinerlei Sorgen mehr machen muss. Die Türklinken-Phobie ist mit dieser Uhr von nun an passé. Schönheit ist natürlich subjektiv, aber Fakt ist, dass die F91W-1 für eine Uhr ihrer Preisklasse enorm viel mitbringt. Die Casio ist nichts für die nächste Hochzeit oder das nächste Date, aber die perfekte Uhr für all die Lebenslagen, in denen man eigentlich eh keine Uhr tragen sollte.
Grand Seiko-Uhren aus Japan gehören zu den besten Uhren, die man für sein Geld bekommen kann. Hinter der Marke verstecken sich dabei eine ganze Menge spannender Fakten. Wir schauen uns fünf davon an:
Die Firma Suwa Seikosha, damals noch dem Seiko-Mutterunternehmen unterstellt, war im Jahr 1960 für die erste Grand Seiko-Uhr verantwortlich. Das verbaute Kaliber 3180 hatte mit einer Ganggenauigkeit von +12 bis -3 Sekunden am Tag bereits sehr passable Gangwerte. Die ersten Schweizer Uhrenmanufakturen wie Blancpain oder Vacheron Constantin konnten im Jahr 1960 bereits auf eine über 200-jährige Historie zurückblicken, doch die emsigen Japaner wussten bereits, wohin die Reise gehen soll: Man war festentschlossen, besten Uhren der Welt herzustellen.
Warum die Firma „Suwa Seikosha“ so relevant ist, die hinter der ersten Grand Seiko aus dem Jahr 1960 steckt, zeigt sich im zweiten Akt: Um die Vormachtstellung zu festigen, ging neben Grand Seiko nämlich noch eine weitere Firma ins Rennen um die beste Uhr. Nur ein Jahr nach der Lancierung der Grand Seiko folgte prompt die Antwort von King Seiko, einer Uhrenmanufaktur, die bereits 1961 auf die japanische Bildfläche trat. Produziert durch Daini Seikosha, waren die King Seiko-Uhren darauf aus, in allen Belangen besser zu sein als die der Schwestermarke. Im Zuge dieser internen Rivalität beteiligten sich beide Unternehmen an der Forschung und Herstellung von Hi-Beat-Zeitmessern, mit dem Drang nach maximaler Genauigkeit und Präzision als zugrundeliegender Triebfeder.
Letztlich schaffte es King Seiko es jedoch nicht, sich gegen den großen Bruder Grand Seiko durchzusetzen, und wurde eingegliedert. Die Uhren erfreuen sich unter Sammlern jedoch nach wie vor einer ungebrochenen Beliebtheit.
Mit Spring Drive gelang Grand Seiko ein großer Wurf. Der innovative Uhrenantrieb ist das Ergebnis von 28 Jahren Forschung und Entwicklung. Seit dem Jahr 1977 wurden weit über 600 Prototypen entworfen, wieder verworfen, weiterentwickelt und immer weiter perfektioniert. Das Ergebnis ist ein Hybrid-Uhrwerk, dass zu 85% mechanisch ist. Dieses wird mit einer herkömmliche Aufzugsfeder angetrieben – wie andere mechanische Uhren auch – jedoch in einem zweiten entscheidenden Schritt dank eines oszillierenden Quarzkristalls weiter feinreguliert. Das Ergebnis ist eine herausragende Präzision und eine wunderschön-sanfte Sekundenzeigerbewegung. Sugoi!
Es gibt Grand Seiko, und es gibt Grand Seiko. Während vieles bei Grand Seiko im Shizukuishi-Studio in der Iwate-Präfektur oder dem Shinshu-Studio in der Nagano-Präfektur entwickelt und produziert wird, gibt es seit dem Jahr 2000 ein weiteres Studio für die ganz großen Kaliber (im wahrsten Sinne des Wortes): die Micro Artist Studios.
Maestro Philippe Dufour höchstpersönlich hatte bei der Etablierung seine Finger im Spiel und gab wertvolle Tipps für das perfekte Finish. Kam der Enzian zum Anglieren damals noch aus der Schweiz, hat man heute mit in Hokkaido kultiviertem Enzian einen ebenbürtigen Ersatz gefunden. Aus den Micro Artist Studios stammt heute die Crème de la Crème Grand Seikos, wie die legendären Eichi-Uhren oder Spring Drive-Minutenrepetitionen.
Torque was?
Eine Gangreserve von über 70h ist bei Grand Seiko nichts Unübliches. Kommt nun jedoch das sogenannte „Torque Return System“ hinzu, erreicht man plötzlich eine Gangreserve von 84 Stunden. Wie beim Auto-Chiptuning kann man auf einmal nie genutzte Kraftreserven mobilisieren. Das Geheimnis dahinter ist eine ausgeklügelte Technologie, die auch in den Micro Artist Studios angewandt wird.
Torque ist das englische Wort für Drehmoment. Ist die Aufzugsfeder eine Uhr voll aufgezogen und entlädt langsam aber kontrolliert ihre Energie auf das Räderwerk, gibt es immer ein überschüssiges Drehmoment. In anderen Worten: Die sich langsam entladende Kraft der Feder wird nicht optimal umgewandelt, denn knapp 30% der Energie wird verbraucht, ohne einen positiven Effekt auf die Präzision der Uhr zu haben. Das Torque Return System fungiert als Drehmoment-Energierückspeisung und bündelt genau diese Energie, um die Aufzugsfeder wieder aufzuziehen. Genial!
Uhren von Schmuck- und Luxusmarken haben es meistens nicht leicht, von der Uhrengemeinde ernst genommen zu werden. Und viele denken bei Bulgari wohl zunächst an Schmuck, Parfüm oder Lederwaren und nicht an hochwertige Uhren aus der Schweiz. Doch Bulgari ist kein Modelabel, das sein Logo auf billige Quarzuhren drucken lässt, um sie dann mit einem saftigen Aufpreis anzubieten. Tatsächlich bietet Bulgari feinste „Swiss Made“-Uhrmacherkunst. Von seiner 1980 gegründeten Schweizer Unternehmensniederlassung Bulgari Haute Horlogerie SA, mit Sitz in Neuenburg, lässt der Luxuskonzern hochwertige Zeitmesser mit eigenständigem Design und Rekorde brechender Technik (dazu unten mehr) entwerfen. Die hohe Qualität wird auch in der Montredo Review des Bulgari Octo Chronographen deutlich. Aufgrund ihres ungewöhnlichen Designs im Zusammenspiel mit der besonderen Bauweise der Werke lohnt es sich, einen genauen Blick auf die Bulgari Octo-Kollektion zu werfen.
Die erste Octo stellte Bulgari 2012 vor. Entwürfe von Gérald Genta standen Pate für das ungewöhnliche Design aus Acht Ecken. Der legendäre Designer hatte schon für Patek Philippe die Nautilus und für Audemars Piguet die Royal Oak entworfen und die Optik der Octo steht eindeutig in derselben Tradition. Dabei soll die Form der typischen, achteckigen Lünette auf Einflüsse aus der antiken, römischen Architektur zurückgehen. Das Ergebnis ist ein puristisches, beinahe industrielles Design, das sich deutlich von anderen Herstellern abhebt, aber sicher nicht jedermanns Geschmack trifft.
Dennoch hat sich im Laufe der Jahre die Octo zu einer der kommerziell erfolgreichsten Modellfamilien der italienischen Marke entwickelt, die laufend modernisiert wird – zuletzt mit neuen Modellen, die auf der Dubai Watch Week 2020 vorgestellt wurden.
Die moderne, minimalistische Ästhetik wird vor allem bei der Octo Finissimo deutlich. Außerdem zeigt hier Bulgari, zu was man technisch imstande ist. Denn die Octo Finissimo steht nicht nur für flache Eleganz mit sportlichen Elementen, sondern stellte auf dem Gebiet der Uhrenmaße einen Rekord nach dem anderen auf. Der Einstieg in die Welt der Finissimo-Uhren beginnt bei 12.500 € für eine Ausführung mit Alligatorleder (Referenz 103035).
Die Octo Roma stellt eine Weiterentwicklung des achteckigen Gehäuses dar, kommt aber weniger kantig daher. Dies liegt daran, dass die runde Lünette hier mehr in den Vordergrund rückt und das eckige Gehäuse mehr dahinter verschwindet. Ein weniger geometrische Ästhetik und eine bessere Alltagstauglichkeit sind das Ergebnis. Man könnte auch sagen, die Roma ist die weniger konsequente Umsetzung der ursprünglichen Design-Idee, indem sie deren zentrale Elemente insgesamt etwas entschärft. Also die ideale Uhr für alle, denen die traditionelle Octo zu radikal ist. Die Verkleinerung des Durchmessers auf 41mm trägt hierzu auch bei. Insgesamt ist die Roma etwas urbaner, schicker und eleganter. Preise für die Roma beginnen bei 6.100 € für eine Version mit Alligatorleder (Referenz 102855).
Neben der Finissimo und der Roma hat Bulgari noch die L’Originale-Modelle in ihrem Sortiment. Diese haben das gleiche architektonische Design, werden aber mit etwas dickeren Gehäuse und günstigeren Preisen angeboten. Zusätzlich bietet Bulgari sportlichere Modelle aus der Zusammenarbeit mit Maserati an.
Wie schon erwähnt hat sich Bulgari im Laufe der Jahre einen exzellenten Ruf als Uhrmacher aufgebaut, was die folgenden Rekorde eindrucksvoll belegen:
Die 2016 auf dem Markt erschienene Octo Finissimo Minutenrepetition stellte den Rekord als flachste Minutenrepetition der Welt auf. Dabei handelt es sich hier um eine der komplexesten Komplikationen einer Uhr, welche nur eine Handvoll renommierter Hersteller überhaupt im Programm haben. Das 40 Millimeter große Titan-Gehäuse misst lediglich 6,85 Millimeter in der Höhe, das Handaufzugswerk BVL 362 ist 3,12 Millimeter dünn.
Die Octo Finissimo Minutenrepetition Karbon ist auf 50 Exemplare limitiert und kostet 169.000 Euro.
Mit der Octo Finissimo Tourbillon Automatic hält Bulgari seit 2018 einen weiteren Weltrekord, bzw. vereint gleich zwei Rekorde in einer Uhr: Mit nur 3,95 Millimetern Gesamtbauhöhe ist die Uhr nicht nur das flachste Tourbillon, sondern gleichzeitig die flachste Automatikuhr der Welt. Das verwendete Automatik-Tourbillonwerk 288 ist nur 1,95 Millimeter hoch.
Bulgari baute nur 50 Exemplare der Weltrekorduhr und verkaufte sie für jeweils 125.000 Euro.
Nicht zuletzt stellt Bulgari auch mit dem 6,90 Millimeter flachen Octo Finissimo Chronograph GMT seit 2019 den flachsten Automatikchronographen. Das dabei eingesetzte Manufakturkaliber BVL 318 ist nur erstaunliche 3,30 Millimeter hoch und besitzt mit 55 Stunden eine beachtenswerte Gangreserve.
Um einen Weltrekord am Arm tragen zu können, muss man hier 17.400 Euro auf den Tisch legen (Referenz: 103068). Erhältlich ist die Uhr hier. Übrigens: Die dünnste mechanische Armbanduhr der Welt ist aktuell (Stand: Januar 2020) mit einer Bauhöhe von 3,65 Millimetern ist die Altiplano 38mm von Piaget. Mal sehen, ob Bulgari hier auf der Baselworld 2020 wieder vorbeiziehen kann.
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