Nach der berühmten Max Bill Küchenuhr von Junghans, die seit Ende der 1950er wie kaum ein anderer Gegenstand die moderne Küche in Deutschlands Haushalten geprägt hat, wurde Anfang der 1960er auch eine Armbanduhrenserie des Schweizer Bauhauskünstlers im Auftrag von Junghans auf den Markt gebracht. Zunächst weitgehend unbeachtet, gilt die Kollektion mit ihren je drei Grundentwürfen in Edelstahl und vergoldet als einer der ganz großen Designklassiker, über den so mancher Irrglaube in Umlauf ist.
Tatsächlich existierten schon vor der Max-Bill-Ära bei Junghans zahllose Uhrenmodelle, deren Entwürfe einer möglichst klaren Einfachheit im Stile des Bauhaus folgten. Gerade deutsche Uhren zeichneten sich schon vor Max Bill durch einen vom Bauhaus geprägten Designminimalismus aus. Ein prominentes Beispiel eines Schweizer Herstellers ist die von George Horwitt im Jahr 1947 entworfene Movado „Museumsuhr“. Ihren Beinamen hat sie erhalten, da sie innerhalb kürzester Zeit Exponat in vielen Sammlungen wichtiger Museen wurde – etwa auch im Museum of Modern Art in New York, wo auch Jahre später ein Exemplar von Max Bill ausgestellt wurde.
Max Bill war kein großer Freund von neudeutschen Modewörtern und hatte sich Zeit seines Lebens stets dagegen gewehrt, selbst als Designer bezeichnet zu werden. Der Umstand, dass Junghans Design der ikonenhafteste aller Zifferblatt-Signaturen bei Max-Bill-Uhren ist, entbehrt deshalb nicht einer gewissen Ironie. Gleichzeitig wurden jedoch auch weigere Schriftzüge, nämlichJunghans, Junghans Automatic und Junghans Meister verwendet. Anders als bei den anderen Signaturen lassen sich Modelle mit dem Schriftzug Junghans Design sicher Max Bill zuordnen, da dieser auf keinen anderen Junghans-Modellen als jenen von Max Bill zu finden ist.
Während Max-Bill-Modelle aufgrund ihrer Seltenheit sehr begehrt sind und in den letzten Jahren auf dem Gebrauchtmarkt zunehmend hohe Preise realisiert haben, sind sie qualitativ nicht unbedingt hochwertiger als Modelle der aktuellen Kollektion. Hinsichtlich des Uhrengehäuses ist die Qualität bei den neuen Modellen höher als bei den ursprünglichen, da mit dem Edelstahl 316L eine hochwertigere und robustere Metalllegierung verwendet wird. Bei älteren Edelstahl-Modellen ist häufig deutlicher Materialabrieb feststellbar. Auch bezüglich der Uhrwerke lassen sich keine Qualitätsunterschiede ableiten – ganz im Gegenteil: Das ETA 2824 wird seit Jahrzehnten weitgehend unverändert produziert und gehört zu den verlässlichsten Kalibern am Markt.
Anders als häufig angenommen gab es in den 1960ern noch keine Chronographenvariante als Teil der Max-Bill-Kollektion. Die Chronoscope wurde erst nach dem Tod des Künstlers und Universalgenies als Teil der Neuauflage in die Serie aufgenommen. Streng genommen ist der Chronograph nicht die einzige Komplikation, die erst in der zweiten Junghans Max Bill Ära Verwendung fand: Auch die Datumsapplikation existierte ursprünglich nicht.
Auch bezüglich des Produktionszeitraums gibt es unterschiedliche Auffassungen. Häufig wird angenommen, dass Max Bill bereits ab 1957 Armbanduhren für Junghans entwarf. Gesichert ist jedenfalls, dass Max Bill zunächst mit dem Designen von Stand- und Küchenuhren begann. Es ist zwar nicht auszuschließen, dass er bereits in dieser Anfangszeit gleichzeitig am Entwurf der ein oder andere Armbanduhr zumindest mitbeteiligt war. Von Junghans selbst wurden jedoch nur die hier diskutierten Grundentwürfe als Max-Bill-Designs bestätigt. In den meisten Quellen wird die Jahreszahl 1962 als Geburtsjahr der Armbanduhrenkollektion genannt, jedoch ist auch gelegentlich von 1961 die Rede. In jedem Fall wurden in der Max-Bill-Kollektion Uhrwerke verbaut, die bereits im Jahr 1961 hergestellt wurden, jedoch waren zu jener Zeit häufig Uhrwerke über längere Zeiträume vorrätig und wurden erst Monate oder Jahre später eingeschalt. Ein auf das Jahr 1961 zurückgehender Ursprung der Max-Bill-Serie lässt sich daraus somit nicht ableiten.
Max Bill wird heute besonders häufig mit seinen Uhrendesigns im Auftrag von Junghans in Verbindung gebracht. Was viele nicht wissen: Gleichzeitig entwarf er auch Zeitmesser für Omega und Movado. Beide Modelle gingen jedoch erst Jahrzehnte später in Produktion. Vor allem die regenbogenbunte Omega Max Bill ist heute ein objet du désir für Sammler erzielt heute Preise im mittleren bis hohen vierstelligen Euro-Bereich.
Viele Junghans Modelle, vor allem jene mit der berühmten Bauhaus-Vier, werden voreilig Max Bill zugeschrieben. In jedem Fall wurde die typische 4 bereits schon vor Max Bills Junghans-Ära bei Uhren verwendet und waren auch über die Zusammenarbeit mit Max Bill hinaus Designelement bei Junghans.
Anders als häufig vermutet, sind Leuchtpunkte kein notwendiges Kriterium für das Vorliegen einer Max-Bill-Uhr. Einige Original-Modelle mit Strichzifferblättern aus den 60ern verfügen genauso wenig über lumineszierende Indizes wie Modelle der ersten Generation der Max-Bill-Neuauflage aus dem Jahr 1997.
Wenn eine alte Uhr grünliche Leuchtpunkte hat, wird – anders als bei einer gelblich gealterten Radium- und Tritium-Leuchtmasse – häufig davon ausgegangen, dass diese später ersetzt wurde und somit nicht original ist. Vor allem bei deutschen Herstellern wurde lange eine phosphorhaltige Leuchtmasse verwendet, die gerade mit dem Alter einen Grünstich erhält. Dies gilt auch für Max Bill Modelle, die Anfang der 1960er produziert wurden. Möchte man bei einer alten Uhr die Originalität der Leuchtpunkte überprüfen, empfiehlt es sich stattdessen, die Leuchtkraft im Dunkeln zu testen: Lumineszieren die Punkte stark grünlich, lässt dies auf eine nicht-originale Leuchtmasse schließen.
Max Bill-Uhren findest du übrigens auch bei uns im Shop.
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[…] ist aus der deutschen Uhrenwelt mit seiner sagenumwobenen Max Bill-Kollektion (siehe hier) nicht mehr wegzudenken. Bauhausschüler und Künstler Max Bill erhielt Mitte der 1950er-Jahre von […]
Sehr interessant. So einiges über eine meiner Uhren herausgefunden, von der ich eigentich dachte, alles zu wissen 😂