Die 1970er-Jahre waren in vielerlei Hinsicht wegweisend für heutige Luxusuhrenindustrie. Während einige Klassiker wie die Breitling Navitimer (1952), die Rolex Day-Date (1956) oder die Junghans Max Bill (1961) bereits erste Erfolge feierten, standen die 70er-Jahre exemplarisch für einen neuen Typus von Armbanduhr: den der luxuriösen Edelstahl-Sportuhr.
Allen voran natürlich die Gérald Genta-Ikonen von Audemars Piguet und Patek Philippe namens Royal Oak und Nautilus, jedoch kam 1976 fast zeitgleich zur Nautilus eine weitere Uhr auf den Markt, die heutzutage oftmals unter den Genta-Klassikern vergessen wird.
Als der Schweizer Hans Ernst Homberger 1955 die Leitung der International Watch Company in Schaffhausen übernahm, war eine seiner ersten Amtshandlungen die Einführung einer neuen Uhr. Getreu der Unternehmensphilosophie «Probus Scafusia» (dt. Bewährtes aus Schaffhausen) kam im Jahr 1955 mit der Referenz 666 eine für damalige Verhältnisse äußerst robuste Ur-Ingenieur auf den Markt.
Diese setzte auf den neu erfundenen Pellaton-Klinkenaufzug – eine IWC-Erfindung – sowie einen speziellen Weicheisenmantel im Inneren. Dieser konnte das Werk der 666 zuverlässig vor Magnetfeldern von bis zu 80.000 Ampere pro Meter (A/m) bzw. 1000 Gauß schützen. (Nur zum Vergleich: Die aktuelle Rolex Milgauss aus dem Jahr 2007 verfügt über die gleiche Widerstandsfähigkeit gegenüber Magnetfeldern.) Zudem war die 666-Ingenieur bis 100m wasserdicht und dank Leuchtmasse auch in der Dunkelheit ablesbar.
Die Ur-Ingenieur wurde konzipiert als Uhr für Ingenieure und Wissenschaftler, die in ihrem Berufsfeld starken elektromagnetischen Feldern ausgesetzt waren. Entsprechend zurückhaltend musste daher auch ihr Design sein. Der 36,5mm-Durchmesser, die eleganten Schwert-Zeiger und das aufgeräumte Zifferblatt-Layout kamen so gut an, dass die Uhr länger als ein Jahrzehnt fast unverändert angeboten wurde. Nach 12 Jahren, 1967, musste die Uhr allerdings der neuen Ref. 866 weichen.
1976 wagte sich mit der Ingenieur SL “Jumbo” letztlich niemand Geringeres als Gérald Genta an ein Facelift der Uhr, was IWC heute im Rückblick als „eine der stärksten Designinnovationen“ des Unternehmens bezeichnet.
Wie schon bei der Royal Oak und Nautilus verzichtete Genta auf das auswechselbare Lederarmband und zog eine integrierte Lösung vor. Diese Entscheidung ging mit einer veränderten Gehäuseform einher, bei der das kreisrunde Gehäuse fortan für ein fast schon Tonneau-förmiges Gehäuse herhalten musste. Auch das Zifferblatt war Teil von Gentas Remodellierung, wie die neue Millimeterpapier-Struktur beweist. Ein weiteres Novum waren zudem die Schrauben auf der Lünette, die bereits 1974 bei der Lancierung der Audemars Piguet Royal Oak erfolgreich zum Einsatz kamen.
Es liegt womöglich in der Natur der Linie als Wissenschaftler-Uhr, dass die Ingenieur-Kollektion im Laufe der Jahre zum reinsten Spielplatz wurde. Von Quarzmodellen, über Kohlefaser-Gehäuse bis hin zu Konstantkraft-Tourbillons hat IWC nichts unversucht gelassen und viele verschiedene Richtungen eingeschlagen (von denen sich jedoch keine langfristig behaupten sollte).
Im Jahr 2017 folgte eine Rückbesinnung auf die ersten Ingenieur-Modelle, indem man die Dinge in Schaffhausen wieder etwas gediegener anging. Dies bedeutete auch, dass die Uhren fortan auf sämtliche, so charakteristische Genta-Elemente verzichteten. Die fünf Schrauben entlang der Lünette und das integrierte Armband mussten für ein rundes Gehäuse sowie eine polierte Lünette Platz machen. Auch die subtilen Leuchtmasse-Pünktchen innerhalb der Minuterie feierten eine Rückkehr, die man dem Original von 1955 entliehen hatte.
Neben den klassischen Dreizeigeruhren führt IWC heute zudem Chronographen und einen Ewigen Kalender innerhalb der Ingenieur-Kollektion, erhältlich wahlweise in Edelstahl oder Roségold.
Von einer klassischen Dreizeigeruhr mit polierter Lünette zur Muster-Genta-Uhr und wieder zurück, IWCs Ingenieur-Kollektion ist nun wieder dort angekommen, wo sie einst 1955 begonnen hat. Auch wenn der Durchmesser der aktuellen Dreizeigeruhr auf zeitgemäßere 40mm angehoben wurde, ist sie nach wie vor eine unprätentiöse Uhr für Kenner, die unter dem Radar fliegen möchten.
Übrigens: Wenn du dich für weitere Uhren aus der Feder von Gérald Genta interessierst, empfehlen wir dir an dieser Stelle unser Video mit dem Uhrenexperten Gisbert Brunner. In diesem beleuchten wir drei große Genta-Klassiker.
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Schade, dass IWC sich wieder vom Genta-Design distanziert hat.
Jetzt ist es nur eine weitere Einheitsbrei-Dreizeigeruhr ohne jeglichen Charme!
[…] vor der Ur-Laureato (1975) auf den Markt kam und die Genta-Klassiker Patek Philippe Nautilus sowie IWC Ingenieur SL „Jumbo“ (jeweils 1976) zu besagtem Zeitpunkt noch Zukunftsmusik waren. Zu behaupten, dass die Laureato […]
Nichts gegen die IWC Ingenieur. Vergleicht man ihre technischen Daten jedoch mit einer Breitling Colt Superquartz Chronometer, Gang Abweichung ca.2 Sekunden pro Jahr, Magnetschutz wie IWC, WD 50 bar, Gangreserve mit Lithiumbatterie 10 bis 12 Jahre, ist sie technisch gesehen wirklich ein teurer ‘Oldie’ auf dem technischen Stand eines VW Käfer der 60ziger/ 70ziger Jahre.
Nichts gegen die IWC Ingenieur. Vergleicht man ihre technischen Daten jedoch mit einer Breitling Colt Superquartz Chronometer, Gang: Abweichung ca.2 Sekunden pro Jahr, Magnetschutz: wie IWC, WD 50 bar, Gangreserve mit Lithiumbatterie 10 bis 12 Jahre, ist sie technisch gesehen wirklich ein teurer ‘Oldie’ auf dem technischen Stand eines VW Käfer der 60ziger/ 70ziger Jahre.